Als besonderer Abschluss der Antimobbingwoche am Gymnasium Marianum trafen sich die Klassen 6a und 6b mit dem Autor Daniel Höra zu einer Diskussions- und Fragerunde rund um sein bewegendes Jugendbuch. Unterstützt wurde das Projekt durch den Verein der Ehemaligen und Förderer des Marianums.
Robert, angesehener Mitschüler, erfolgreicher Sportler, bester Freund und vernunftgeleiteter Sohn wird unverschuldet Opfer einer Mobbingwelle, die ihn an seine sozialen und persönlichen Grenzen bringt. Robert verliert alle Perspektiven und entwickelt Selbstmordgedanken. Ein deplatziertes Foto, das eigentlich eine Mitschülerin verletzen sollte und in dramatischer Weise von Roberts bestem Freund Peppy veröffentlicht wird, verändert nicht nur sein Leben, sondern das seiner gesamten Familie.
Ob es reale Bezüge gebe, war die dringendste Frage, die den Schülerinnen und Schülern auf den Nägeln brannte. Die gibt es – leider. Als Höra den Auftrag des Carlsen Verlages annahm, ein Jugendbuch über Cybermobbing zu schreiben, sei er bei der Recherchearbeit auf die kanadische Schülerin Amanda Todd gestoßen. „Sie hat etwas in mir ausgelöst, ich kann das nicht erklären, da werden Prozesse in Gang gesetzt, es hat mich einfach berührt“, so Höra über seine reale Inspiration, der er sein Werk gewidmet hat, die er aber nicht mehr kennenlernen konnte, da sie der Spirale aus Gewalt im Internet nicht entkommen ist und ihrem Leben, im Gegensatz zu Robert, ein Ende gesetzt hat.
Als Kind einer bildungsfernen Familie wollte Höra schon immer Schriftsteller werden, weil er sonst nichts könne: Beim Taxifahren in Berlin habe er sich ständig verfahren und beim Handwerken mache er mehr kaputt als heil. Diese Berliner Mundart gefiel den Schülerinnen und Schülern, sodass die Fragen nur so heraussprudelten, die der Berliner gerne und ausführlich beantwortete. Nein, eigentlich wollte er nie Jugendbücher schreiben; ja, er könne vom Schreiben leben; nein, berühmt sei er nicht, bestenfalls bekannt.
Besonders tiefgründig fiel die Antwort auf die Frage aus, ob im Netz eine größere Mobbing-Gefahr bestehe, als in der realen Welt. „Ja, ich glaube schon“, meinte Höra, „man ist einfach anonymer, man traut sich mehr, es kann jeden treffen, da es so einfach ist.“
Beeindruckt, berührt und aufgeklärt bedankten sie die Kinder mit einem kleinen Geschenk bei dem Autor: Sie übergaben ihm jeweils ihre illustrierte Lieblingsszene des Romans. Und das wiederum berührte den Beschenkten: „Wenn aus meinem Produkt wieder neue Produkte entstehen, ist das für mich und meine Arbeit eine große Bestätigung.“