Kein Seminar über Demenz, sondern über das Leben | Warburg zum Sonntag

Veröffentlicht am 03.03.2023 11:12

Kein Seminar über Demenz, sondern über das Leben

Eva Küpers mit „Leonie“, die Gefühlswelten desorientierter Menschen öffnen kann. (Foto: Silvia Kieven)
Eva Küpers mit „Leonie“, die Gefühlswelten desorientierter Menschen öffnen kann. (Foto: Silvia Kieven)
Eva Küpers mit „Leonie“, die Gefühlswelten desorientierter Menschen öffnen kann. (Foto: Silvia Kieven)
Eva Küpers mit „Leonie“, die Gefühlswelten desorientierter Menschen öffnen kann. (Foto: Silvia Kieven)
Eva Küpers mit „Leonie“, die Gefühlswelten desorientierter Menschen öffnen kann. (Foto: Silvia Kieven)

Als sich 14 Teilnehmende im Familienzentrum Holzminden Mitte Februar zu einem dreitägigen Start-Up-Seminar für pflegende Angehörige und Ehrenamtliche getroffen haben, hatten sie nur eine schwache Ahnung mit welch neuen Erfahrungen und Begegnungen sie konfrontiert werden würden. Auf Einladung des Senioren- und Pflegestützpunktes war Eva Küpers, Validation® Lehrerin und Vorstandsmitglied der Celler Demenz Initiative nach Holzminden gekommen.

Validation bedeutet alte, desorientierte Menschen zu respektieren. Sie ist eine Kommunikationsmethode, die einen besseren und wertschätzenderen Umgang in der Pflege und Betreuung fördert. Die amerikanische Gerontologin Naomi Feil hat diesen Weg des würdevollen Miteinanders Anfang der 70er Jahre entwickelt.

Die Validation hat den Umgang mit dementen Menschen verändert: „Der desorientierte Mensch kann nicht mehr in meine Welt kommen, ich darf ihm die meine nicht aufdrängen, sondern muss in seine Welt gehen, muss in den Schuhen des anderen gehen“, vermittelt Eva Küpers.

Desorientierte Menschen haben eine andere Sprache, man soll ihnen emphatisch zuhören, sie annehmen, respektieren, akzeptieren und ihre Gefühle anerkennen. Das Ablehnen von Gefühlen verunsichert und verängstigt die Menschen mit Demenz.

Durch viele emotionalen Beispielen aus ihrer langjährigen Erfahrung hat Eva Küpers allen Teilnehmerinnen anschaulich gemacht, dass hinter jedem Verhalten eines desorientierten Menschen, mag es noch so absurd oder gar verrückt wirken, ein Grund steckt. „Wer zum Beispiel seine Mama ruft, der sucht Sicherheit und Nähe“, so Eva Küpers. Schreien, Schlagen, Beschuldigen seien oft eine Folge nicht bewältigter Emotionen. Validation kann helfen, diese Gefühle zu verarbeiten und die Betroffenen zu beruhigen.

Drei Tagen lang haben sich die Seminarteilnehmerinnen auch über ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit desorientierten Angehörigen ausgetauscht. Teilweise mit Erstaunen, sind sie den Ausführungen von Eva Küpers gefolgt, die das Grundwissen über die Prinzipien und Techniken der Validation einfach, verständlich und äußerst lebhaft vermittelt hat. Die Teilnehmerinnen haben erfahren wie wichtig es ist, in der Lage zu sein, eigene Gedanken und Urteile für die Dauer der Validation ganz in den Hintergrund zu rücken.

„Die bewährte Methode der Validation hilft den betreuenden Personen, die Würde der alten Menschen im alltäglichen Miteinander zu wahren und dabei selbst entspannter und gelassener zu sein“, meinen Silvia Kieven und Elke Wünsch vom Senioren- und Pflegestützpunkt.

Zu guter Letzt hat Eva Küppers noch einmal alle Teilnehmerinnen mit ihren Ausführungen zur Begrifflichkeit der Demenz emotional sehr berührt. Die wörtliche Übersetzung aus dem Lateinischen bedeutet „weg vom Geist” bzw. ”ohne Geist”. Das stimme absolut nicht und sei respektlos, erklärt Küppers.“Das Gehirn von alten Menschen altert eben, wie der Körper auch. Das ist Teil des Lebens und des Alterns aber keine Krankheit. Wenn man desorientierten Menschen nur aufmerksam zuhört und sie annimmt, wie sie sind, passieren wunderbare Dinge.“ Ein Fazit, das die Ergebnisse dreier erlebnisreicher und erstaunlicher Seminartage positiv auf den Punkt gebracht hat.

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