Mit sieben Stolpersteinen für die jüdische Familie Goldschmidt aus Hofgeismar werden am 26. Mai ab 13 Uhr vor dem Haus Petristraße 5 die letzten dieser Gedenksteine in Hofgeismar im Rahmen einer öffentlichen Gedenkfeier verlegt.
Aus diesem Anlass wird ein Nachkomme der Familie, Tim Goldsmith, aus San Francisco anreisen, um vor dem Haus Nr. Petristraße 5 dabei zu sein, wenn die Namen seiner Familie enthüllt werden.
Hier verlebten Tims Vater Erwin und dessen Schwestern Lore und Ruth eine glückliche Kindheit, bis sich ihr Leben 1933 - heute vor 90 Jahren – schlagartig änderte, weil sie jüdisch waren. Es folgte eine Zeit der Demütigung und Entrechtung, des wirtschaftlichen Boykotts und Niedergangs des Textilwarengeschäftes der Familie bis hin zu brutalsten Misshandlungen des Vaters Gustav Goldschmidt durch Hofgeismarer Nationalsozialisten. Dem Umstand, dass der 13-jährige Erwin mit einem Kindertransport nach Amerika geschickt werden konnte, verdankte die Familie schließlich ihr Überleben. Er verschaffte ihnen die Bürgschaft amerikanischer Helfer, ohne die kein Visum nach Amerika ausgestellt wurde.
Neben den Gedenksteinen für die Eltern Gustav und Paula Goldschmidt, geb. Löwy, und die Kinder Erwin, Ruth und Lore werden Stolpersteine auch an Julius Löwy und Sofie Löwy, verheiratete Meyerstein, erinnern. Sie waren Geschwister von Paula Goldschmidt und wuchsen in Hofgeismar auf.
Julius war Zahnarzt in Hamburg. Er gehört zu den „heimlichen Opfern” des NS-Regimes. Sein Leben lang war er gezeichnet von den grausamen Erfahrungen als Häftling im KZ Sachsenhausen im November 1938. Er starb im Exil an den Folgen der Misshandlungen. Seine Schwester Sofie konnte noch flüchten, bevor sich die Grenzen 1939 schlossen. Ihr lebenslanges Trauma war der Verlust ihrer einzigen Tochter Ingeborg, die in Auschwitz ermordet wurde.
Im April startete das Stadtmuseum einen Spendenaufruf, um Paten für die sieben Stolpersteine zu finden. Mit ihren Beiträgen werden die Kosten für Herstellung und Verlegung getragen. Die große Resonanz, die von Privatpersonen vor allem aus dem Herzen Hofgeismars aber sogar aus Berlin und dem Breisgau kam, war überwältigend. Für alle sieben Stolpersteine wurden in Rekordzeit Paten gefunden und es kamen noch weitere Spenden für die Arbeit der Judaica-Abteilung des Museums hinzu. Das Team des Stadtmuseums bedankt sich bei allen Spendern, die mit ihrem großzügigen Beitrag dabei helfen, diesen dunklen Abschnitt unserer Geschichte vor dem Vergessen zu bewahren.
Die Gedenkfeier wird von Julia Drinnenberg zusammen mit engagierten Schülerinnen und Schülern der Gustav-Heinemann-Schule gestaltet.