Zum VHS-Forum hatte der Vorstand des Volkshochschul-Zweckverbandes einen interessanten Redner mit brandaktuellem Thema eingeladen. Der langjährige Russland-Korrespondent der ARD, Udo Lielischkies berichtete zum Thema „Im Schatten des Kreml, unterwegs in Putins Russland” über Strukturen und Entwicklungen unter Präsident Putin.
Das Thema hatte über 250 Zuhörer in die Schützenhalle nach Borgentreich geführt, die dank der Unterstützung der Volksbank Höxter freien Eintritt genossen. Der Vorsitzende der Verbandsversammlung Hubertus Grimm, Bürgermeister von Beverungen, berichtete zunächst, dass im letzten Jahr schon eine Konsolidierung der Teilnehmerzahlen bei den VHS-Kursen nach der Corona-Kriese zu verzeichnen sei, bei der man historisch wenige Stunden gegeben habe. Einen großen Bedarf gebe es, vergleichbar mit 2015 an Integrationskursen mit je 700 Unterrichtsstunden und Kursen für Deutsch als Fremdsprache. Dies Kurse würden überwiegend von vor dem Krieg in der Ukraine geflüchteten Personen wahrgenommen. Er lud die Versammelten ein, das breit gefächerte Angebot der Volkshochschulen zu nutzen. Dann stellte er den Redner vor, der fast 40 Jahre als Fernsehjournalist beim WDR wirkte und insgesamt 13 Jahre als Auslandskorrespondent aus Moskau berichtete.
Lielischkies, der mit einer gebürtigen Russin verheiratet ist, hat seine Erkenntnisse 2019 in den Buch „Im Schatten des Kreml” niedergelegt, aus dem er in Borgentreich Passagen las. Er gab Einblicke in den Lebenslauf von Wladimir Putin, der mit nur 23 Jahren KGB-Agent wurde, und dessen Methoden der Machtergreifung und Absicherung. Er stellte dar, das Putin als Chef des Inlands-Geheimdienstes der Jelzin-Regierung wirkte, und den Tschetschenien-Krieg als Plattform nutzte um sich bekannt und wählbar zu machen. Im Jahr 1999 wurde Putin Präsident der Russischen Föderation und im selben Jahr ging Lielischkies nach Moskau. „Als ich kam, war die Presse noch frei”, erzählte der ehemalige Auslandskorrespondent und stellte dar, dass Putin das Justizsystem unterwanderte, die Opposition zu reinen „Blockflöten” reduzierte und die freie Presse durch Zwangsübernahem von zwei großen Sendern durch seine Mitstreiter aushebelte.
„Im Herzen diese Landes steckt eine Räuberbande”, sagte Lielischkies und stellte dar, dass Putin als Gegenreaktion auf das demonstrierende, unzufriedene Volk in 2011 durch stark in die einende Legende vom äußeren Feind, dem Westen, investierte, den Patriotismus der Russen aufpolierte und aufrüstete. „Weil die Bevölkerung scharf auf den imperialen Glanz Russlands ist, gehen erschreckend viele Russen mit”, erklärt er und hält einen Aufstand des russischen Volkes für ausgeschlossen. Auf Fragen aus dem Plenum stellte er fest: „Es gibt 0,0 Chancen, den Krieg in der Ukraine mit Verhandlungen zu lösen. Putins Ziel ist der Rückzug der Nato. Ich bin mir sicher, dass wir, der Westen, Mitschuld am Ukraine-Krieg tragen. Mit der Krim-Annexion hätte der Westen starke Sanktionen auspacken müssen. Wir schulden der russischen Bevölkerung eine Niederlage der russischen Armee, damit das System Putin stürzen kann.” Dass China sich gegen Putin stellt, hält Lielischkies für unwahrscheinlich, hofft aber das China mäßigend auf Nuklearwaffeneinsatz wirkt und keine Waffen an Russland liefert.