Hier ist die Einschätzung des Wetterfrosches Hermann-Josef Sander:Immer wieder sorgt das Wetter für lebhafte Diskussionen, nicht zuletzt im Wetterjahr 2018, das mit sogenannten Rekorden nicht geizte.Zweifellos war der vergangene Sommer außergewöhnlich, als sich nach den bereits zu warmen Frühlingsmonaten April und Mai die folgenden Sommermonate in puncto Hitze und Trockenheit noch steigerten und es auch von September bis Mitte Oktober sommerlich blieb. Aber: Lange trockene und heiße Sommer hat es im Wechselspiel mit kühlen und regnerischen immer gegeben. Mit Blick auf den Sommer 2018 war oft zu hören, das Wetter werde zunehmend extremer. Extreme sind aber lediglich Abweichungen von Durchschnittswerten, die mal in die eine, dann wiederum in die andere Richtung pendeln.Durchschnittswerte sagen über Extremwerte überhaupt nichts aus. Und weil es beim Wetter keine Konstanten gibt, gibt es genauso wenig ein „Masterjahr“, das als Basis beim Vergleich von Wettermesswerten gelten könnte. Wetterwirklichkeit spiegelt sich folglich in einem statistischen Wert höchst ungenau wider.Und wie rasch relativieren sich etwa Aussagen, die dem vergangenen Sommer das Attribut „heißester Sommer seit Beginn der amtlichen Wetteraufzeichnungen“ verleihen, ruft man sich in Erinnerung, dass es regelmäßige deutschlandweite Messungen erst seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt.Als Indikator für den sog. Klimawandel eignet sich der diesjährige Sommer daher wohl kaum. Können einzelne extreme Wetterereignisse überhaupt als Anzeichen für Veränderungen des Klimas gewertet werden? Seriös lässt diese Frage sich nicht beantworten.{element}Bleibt die Seriosität darüber hinaus nicht ebenso auf der Strecke, wenn eine amtliche Stelle rät, „Extremwetterereignisse als `Aufmerksamkeitsfenster´ zu nutzen, `um für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu werben´“?Zugleich wird der Eindruck erweckt, als habe erst die industrielle Wirtschaftsweise des Menschen und die damit einhergehende Erhöhung des CO²-Gehaltes der Atmosphäre die Änderung des Klimas in Gang gesetzt. Eine Veränderung in nur eine einzige Richtung gab es allerdings noch nie, und man vergegenwärtige sich in diesem Zusammenhang auch einmal folgende Zahlen: CO² ist mit rund 0,039% an der Zusammensetzung der Atmosphäre beteiligt. An diesen 0,039 % ist die Natur mit 96 % beteiligt, den Rest – also 4% von 0,039 % produziert der Mensch!Und was heißt eigentlich globale Temperatur. Wie und wo wird diese ermittelt? Sollte statt von einem globalen Klima nicht richtiger von den verschiedenen Klimatypen bzw. –zonen gesprochen werden, wie die Klimatologie sie kennt?Helfen langjährige Mittelwerte bei der Analyse des Klimas weiter? Wohl kaum, denn sie täuschen eine Stetigkeit vor, die es in der Wirklichkeit nicht gibt:Welchen Wert bzw. welche Beweiskraft haben insofern Behauptungen, dass beispielsweise die Zahl der Stürme innerhalb der nächsten 50 Jahre um 50% oder 80% zunehmen (zu hören nach dem Orkan Friederike im Januar) oder die Zahl der Tage mit Höchsttemperaturen von mehr als +38 °C ebenfalls steigen werde (erneut zu hören nach dem Sommer 2018)? Gehören sie nicht eher in den Bereich der Spekulation?Schließlich basieren derartige Unterstellungen lediglich auf Simulationen und Zahlenkonstruktionen – auf realitätsferner Statistik. Und diese übertüncht eher Unsicherheiten und dient lediglich der Deutung des eigenen Weltbildes. Sollen Simulationen am Großrechner wirklich das eigene Nachdenken ersetzen? Die Messwerte der Wetterstation in Drenke aus nunmehr beinahe 20 Jahren machen die erhebliche Schwankungsbreite deutlich. Einige Beispiele:Das langjährige Monatsmittel für Dezember liegt in unserem Gebiet bei etwa + 2,0 °C. Im Dezember 2015 betrug die mittlere Monatstemperatur an der Wetterstation Drenke +7,1 °C, im Dezember 2010 dagegen nur -4,1 °C: eine Differenz von 11,2 Grad!Der vieljährige Referenzwert für März liegt bei +4,0 °C. Im März 2017 betrug das Mittel +7,7 °C, im März 2013 hingegen nur -0,5 °C – eine Schwankungsbreite von +8,1 ° Grad.Vergleichbare Schwankungsbreiten bestehen bei den Niederschlagsvolumina: Der langjährige Wert für September liegt bei 52 mm, für November bei 40 mm. Im September 2001 fielen allerdings 125,9 mm, im September 2006 lediglich 6,5 mm. Und im November 2011 gab es nur 1,2 mm, während es im November 2008 108,3 mm Niederschlag waren.Generell scheint das Wetter keineswegs extremer geworden zu sein, wohl aber die Technik sensibler. Zudem fällt es nicht wenigen Menschen immer schwerer, adäquat mit der jeweiligen Wetterlage umzugehen.Der Veränderlichkeit des Klimas ließe sich wohl eher gerecht werden, spräche man weniger von Klimawandel, sondern von Klimaschwankungen.Diese sind ein immerwährender Prozess mit mehr oder minder starker Ausprägung, stehen sie doch u.a. mit den auf der Sonne einhergehenden Eruptionen in einem Zusammenhang: Man möge sich nur einmal bewusst machen, dass es die Welt, so wie sie heute mit ihrem Formenschatz existiert, ohne die steten Klimaschwankungen und die damit einhergehenden und kaum zu überschauenden Wechselwirkungen überhaupt nicht gäbe.Allerdings: Solange die Ursachen für die Klimaschwankungen nicht ganz klar sind, bleiben Angaben und Prognosen über den Anteil sowie die Auswirkungen des anthropogenen (durch den Menschen beeinflusst, verursacht) Faktors in Vergangenheit wie in Zukunft höchst problematisch. Doch wohlgemerkt: Das soll und darf keinesfalls heißen, Bemühungen um den Schutz unserer Umwelt zu vernachlässigen, im Gegenteil.Was aber ebenfalls bedeuten sollte: nicht immer nur nach der Politik zu rufen, dass sie schleunigst handeln müsse, sondern vielmehr das eigene Verhalten ändern. Denn jeder von uns weiß im Grunde genommen, was richtig ist – doch wer handelt auch entsprechend?Von Hermann-Josef Sander