Mit einem gewissen Stolz kann man in Diemelstadt auf die erfolgreiche Integrationsarbeit der letzten Jahre zurückblicken, die dazu geführt hat, dass Diemelstadt in den Jahren 2015-2018 Auszeichnungen des Landes Hessen und des Bundesinnenministeriums bekommen hat. Daher wurde auch der aktuelle Flüchtlingszuzug aus den Kriegsgebieten der Ukraine sofort mit aktiven Unterstützungs- und Hilfsangeboten aufgenommen.
Die seit einigen Monaten laufende Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge über den Bürgerservice der Stadtverwaltung bei den bürokratischen Anmeldeprozessen, die Hilfstransporte der evangelischen Kirchengemeinde in die Ukraine und die Unterbringung von über 100 ukrainischen Flüchtlingen in Privatunterkünften waren die ersten Hilfsschritte. Auch ein Bus wurde von der Stadt eingesetzt, damit die Flüchtlinge zur Registrierung der Ausländerbehörde des Landkreises gefahren wurden.
Der aktuelle Fach- und Arbeitskräftemangel, der natürlich auch die zahlreichen Unternehmen in Diemelstadt nicht verschont, war Ausgangspunkt für ein Projekt, in dessen Verlauf sich der Bürgermeister immer klarer darüber wurde, dass Zuwanderung in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben des Industriestandortes Diemelstadt werden wird. Der zeitgleich einsetzende Flüchtlingsstrom aus der Ukraine war nicht geplant und natürlich gehen alle davon aus, dass die meisten Ukrainer wieder in ihre Heimat zurückwollen, wenn der Krieg beendet ist. „Trotzdem möchte wir unseren Gästen ein möglichst gutes Umfeld bieten, damit sie sich bei uns wohl fühlen. Vielleicht nutzen einige ja doch den Neustart in Deutschland, wenn sie eine Arbeitsstelle haben und ihre Kinder gut versorgt werden“, so Bürgermeister Elmar Schröder.
Niemand weiß, wie lange der Krieg in der Ukraine andauern wird und wieviel Gebiete später nicht mehr bewohnbar sind, daher ist es wichtig, die Zeit zu nutzen und am Spracherwerb zu arbeiten. „Wenn ein Gast aus der Ukraine plötzlich in der Lage ist, ein Gespräch in der deutschen Sprache zu führen, werden alle anderen Dinge von selbst ins Laufen kommen“, ist sich Schröder sicher. Ob Wohnungssuche, Schul- oder Kindergartenfragen oder die Bereitschaft eine Arbeitsstelle anzunehmen, all das hängt an der Bereitschaft die Sprache zu lernen. Daher war der vierwöchige Deutschkurs, den die Stadt finanziert hat, für die 20 Gäste ein Einstieg und die Verantwortlichen hoffen, dass man zeitnah einen großen BAMF-Sprachkurs in Diemelstadt anbieten kann. Leider fehlen hierzu die Lehrer, denn die Zulassungshürden, um als BAMF-Lehrer akzeptiert zu werden, sind sehr hoch.
Sowohl die Deutschlehrerin Maryline Bellmans-Cosgun als auch Bürgermeister Schröder sind begeistert von der Lernbereitschaft und der Motivation der ukrainischen Deutschkurs-Teilnehmer/innen. Deshalb wird es am 5. September mit der Eröffnung des Integrationsbüros „Bridge2Diemelstadt“ (Brücke nach Diemelstadt) direkt weitergehen, damit der Kontakt zu allen aufrechterhalten wird und weitere Hilfsangebote im Rahmen des LEADER-Projektes das Leben in Diemelstadt besser machen. „Besonders ergriffen war ich, als mir die junge Ukrainerin Anhelina Zatolochna ein von ihr gemaltes und mit der Gruppe erstelltes Bild mit einer Sonnenblume, auf der ein ukrainischer, guinesischer, französischer und deutscher Schmetterling sitzen, geschenkt hat. Dieses Bild der Freundschaft ist ein Beweis dafür, dass es für jede Hilfe und Aktion auch eine Reaktion gibt. Bleiben wir trotz der zahlreichen schlechten Nachrichten, auf deren Ursache wir weitestgehend keinen Einfluss haben, positiv in unserem unmittelbaren Umfeld und helfen da, wo wir helfen können“, so Bürgermeister Elmar Schröder abschließend.